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Späte Ehren

Ein Stadtpark für Margaretha Merian

Dreispitz Nord Margaretha Merian Anlage Herzogde Meuron

Im Dreispitz Nord entsteht ein neues, lebendiges Quartier. Die heutige Asphaltfläche wird durch eine grosszügige Parkanlage ersetzt.

Christoph Merian hat einen Platz (Christoph Merian-Platz, Basel), einen Park (Christoph Merian-Park, Basel), ein Schulhaus (Christoph Merian-Schulhaus, Basel), eine Strasse (Christoph Merian-Strasse, Münchenstein), einen Strassenring (Christoph Merian-Ring, Reinach), ein Schiff (MS Christoph Merian), einen Verlag (Christoph Merian Verlag) und Gärten (Merian Gärten, Münchenstein). Und wie wurde seiner Mitstifterin und Gattin Margaretha Merian gedacht? Bisher noch nicht. Das soll sich ändern.

Basel erhält einen neuen, vielfältigen Stadtteil: Dreispitz Nord. Dort soll in Zukunft gewohnt und gearbeitet werden, geplant sind eine Schule sowie zahlreiche Einkaufs- und Freizeitangebote. Das Herzstück der neuen Entwicklung auf dem nördlichsten Teil des Dreispitz soll den Namen Margaretha Merian-Anlage tragen. Der gross­zügige öffentliche Park bildet im Projekt Dreispitz Nord eine Einheit mit der Güterstrasse und verbindet so die unterschiedlichen Gebäude der neuen Entwicklung – es sind drei Hochhäuser zwischen 124 und 151 m Höhe und sieben Stadthäuser mit sechs bis neun Stockwerken geplant – mit dem Gundeldinger Quartier im Westen und dem Wolfgottesacker sowie der Entwicklung Walkeweg im Osten. Gemeinsam mit dem neuen Park auf dem Dach des erweiterten MParc-Einkaufzentrums entstehen somit über 12'000 m2 öffentlich zugängliche Grün- und Freizeitflächen im Dreispitz Nord.

Der Wunsch nach einem hochwertigen und grossen öffentlichen Park besteht bei den Einwohner:innen des Gundeli schon seit langem, denn solch grosszügige öffentliche Grün­anlagen sind in der bestehenden Blockrandstruktur des Quartiers kaum vorhanden. So wurde bereits im Pflichtenheft zum städtebaulichen Studienverfahren festgehalten, dass mit der Arealentwicklung attraktive Grün- und Freiräume geschaffen werden sollen.

Während der Planung wurde darauf geachtet, dass die Mar­garetha Merian-Anlage verschiedene Funktionen übernehmen kann. Neben dem gesellschaftlichen Mehrwert als Freizeit- und Erholungsfläche für die Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers leistet der Park auch einen Beitrag zur Reduktion der Stadthitze, wenn durch Entsiegelung und Begrünung mehr Schattenwurf und Verdunstungskühlung entstehen. Darüber hinaus wird der Park ein Teil von «Schwammstadt Basel», indem der Boden der nicht unterbauten Grünfläche grössere Mengen an Niederschlagswasser speichern und an die tief wurzelnden Bäume abgeben kann.

Würdigung durch Strassennamen

Der Wunsch, Margaretha Merian einen Platz unter den Basler Strassennamen zu verschaffen, erscheint uns heute nicht mehr ungewöhnlich. Doch noch Mitte des 20. Jahrhunderts wurden in der Regel nur historisch bedeutende Männer für wichtig genug gehalten, in die Namen von Basler Strassen, Plätzen und Brücken einzugehen. Erst 1964, mehr als hundert Jahre nach Beginn der amtlichen Strassenbenennung, stand mit Mathilde Paravicini eine Baslerin auf einem Strassenschild. Nur langsam ging es 1990 und im neuen Jahrtausend weiter, aber das Umdenken hat stattgefunden. 2022 wurden gleich neun Strassen und Plätze nach Frauen benannt, die als Pionierinnen in die Basler Geschichte eingegangen sind – immerhin. Rund 110 Basler Strassen und andere Örtlichkeiten tragen die Namen historischer Persönlichkeiten. Mit Margaretha Merian wären erst zwanzig Frauen darunter.

TEXT: TIBOR TUREK, LEITER AREALENTWICKLUNG CMS