Das dreimal jährlich erscheinende Online Magazin RADAR der Christoph Merian Stiftung informiert über die Hinter- und Beweggründe des CMS-Engagements.

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Editorial

Kulturwandel

Die Kultur und das Kulturverständnis haben sich in den letzten Jahren verändert und die Corona-Pandemie hat diesen Veränderungsprozess zusätzlich verstärkt und beschleunigt. Im August 2017 schrieb die Leiterin Kultur der Christoph Merian Stiftung (CMS) Nathalie Unternährer im RADAR, dass kulturelle Relevanz immer weniger in den klassischen Sparten entstünde, sondern in der interdisziplinären Verflechtung. Kulturschaffende seien Allrounder geworden, die Kulturproduktion spartenübergreifender und das Publikum diverser. Diesen Trends hat die Kulturförderung der CMS Rechnung getragen. Seit Anfang 2016 fördert sie nach Themen und nicht mehr nach Sparten wie Literatur, Bildende Kunst oder Musik, und sie unterstützt noch stärker als bisher interdisziplinäres Kulturschaffen, Pionierprojekte und Projekte, die das Publikum miteinbeziehen und den Austausch zwischen Lai:innen und Professionellen.

Die Pandemie hat die Diskussion über die gesellschaftliche Relevanz der Kultur, über Zugänglichkeit, Vielfalt und Teilhabe, aber auch über digitale Angebote und die Existenzsicherung von Kulturschaffenden und Kulturbetrieben befeuert. «Kulturelle Angebote sollen demnach keine rein selbstreferentiellen ästhetischen Erfahrungen bieten, sondern als Motor wirken und gesellschaftlich relevant sein.» Die ästhetische Erfahrung sei nur ein Mittel zum Zweck – so stand es kürzlich in einem Bericht der Fondation Lombard Odier, der in Kooperation mit dem Center for Philanthropy Studies (CEPS) der Universität Basel die Auswirkungen der Pandemie auf die Kulturförderung analysierte. Aufgabe des kulturellen Schaffens sei es letztlich, einen Raum zu bieten, der zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beiträgt, indem er eine Diskussion über gesellschaftliche Werte ermöglicht.

Dieses Postulat gesellschaftlicher Relevanz hat seither nichts an Aktualität eingebüsst und weitere Themen sind erkennbar: die durchgängige Anwendung «fairer Praktiken» (z.B. ethische Richtlinien u.a. gegen Machtmissbrauch), die Verbesserung der sozialen Sicherheit von Kulturschaffenden und die Minimierung des ökologischen Fussabdrucks der Kulturindustrie. Für die CMS stehen Themen wie Zusammenhalt, Identität, Meinungsbildung und Zukunftsfähigkeit im Vordergrund. Themen und Ideen, welche die Handschrift von Nathalie Unternährer tragen. Sie hat die Kulturförderpolitik der CMS in den vergangenen neun Jahren geprägt und mit Kompetenz, Klugheit, Leidenschaft und Erfolg umgesetzt. Nun verlässt sie die CMS, um mutig eine neue Herausforderung anzunehmen und sich dem Lehrberuf in der Volksschule zuzuwenden. Wir werden Nathalie Unternährer vermissen und möchten ihr ganz herzlich für all das danken, was sie für Basel, die Kultur und die CMS geleistet hat.

TEXT: DR. BEAT VON WARTBURG, DIREKTOR CMS