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Das Transportunternehmen Burkhardt-Jundt

Türkische Haselnüsse und Kandelaber

Der fertiggestellte Neubau
TEXT: ISABEL KOELLREUTER FOTOS: ARCHIV BURKHARDT-JUNDT AG

Während sechzig Jahren arbeiten die beiden Brüder Carlo und Sergio Figini zusammen auf dem Dreispitz. Als Kinder sehen sie den Neubau von Burkhardt-Jundt entstehen, nach der Lehre steigen sie ins Familienunternehmen ein und 1994 übernehmen sie in dritter Generation den Betrieb.

In Basel kannten ihn viele, den umtriebigen Karl Burkhardt-Jundt Senior. Ursprünglich schrieb er sich «Burkart».Die beiden Buchstaben «h» und «d» kaufte er sich dazu, erzählen seine beiden Enkelsöhne Carlo und Sergio Figini im Interview. Für das «c» reichte das Geld vermutlich nicht mehr, denn Karl Burkhardt Senior «mischte überall ein bisschen mit, aber er lebte auch immer etwas über seine Verhältnisse». Zu Beginn der 1930er-Jahre gründete er ein Transportunternehmen, spezialisiert auf Stadt-Camionnage: Seine Chauffeure verteilten Blumenzwiebeln aus Holland in der Region, manchmal übernahm er gar Goldtransporte für den Bankverein.

Nach seinem frühen Tod im Jahr 1956 ging der Betrieb an die zweite Generation über, den Sohn Karl Burkhardt Junior und den Schwiegersohn Battista Figini. In den prosperierenden Nachkriegsjahren wuchs das Auftragsvolumen und damit auch der Platzbedarf. 1956 liessen sich die beiden Besitzer an der Mailand-Strasse 28 ein auf ihre Bedürfnisse ausgerichtetes Lagerhaus bauen. Für das Speditions- und Lagerunternehmen war vor allem der Bahnanschluss ideal. Die Eisenbahn habe den Dreispitz einzigartig gemacht, erzählt Sergio Figini: «Jeder Betrieb hatte einen Eisenbahnanschluss. Es gab zwei oder drei Rangierlokomotiven, die jeden Tag Sachen abholten und brachten.»

Carlo und Sergio Figini wachsen mit der Firma auf. Sie sind noch Kinder, als der neue Firmensitz im Bau ist. Man sieht sie auf den Bildern in den noch leeren Hallen, mit der Mutter, mit der Schwester, den grösseren Carlo auch mal allein mitten im noch offenen, langgestreckten Zufahrtsgebäude.

Carlo Figini im noch offenen Zufahrtsgebäude
Carlo Figini im noch offenen Zufahrtsgebäude

Ihr Berufsweg ist vorbestimmt: Nach ihrer Lehrzeit steigen sie in den Familienbetrieb ein und die beiden arbeiten ein Leben lang zusammen. Zuerst mit dem Vater und dem Onkel, ab 1994 führen sie den Betrieb in der dritten Generation weiter. Im Laufe des Gesprächs füllen sich vor unseren Augen die Räume mit den Waren, die hier gelagert wurden: Die Brüder erzählen von türkischen Haselnüssen und Mandeln, 120 Kilogramm schweren Kandelabern für Bahnhöfe, von Bierkisten, Waschmittel und Containern aus China mit 700 bis 800 Kisten voller Weihnachtskugeln, schweren Maschinen und Kunststoffgranulat.

Das Geschäftsfeld war zweigeteilt, für das Speditionsgeschäft transportierten die Camions im Auftrag von Kunden Waren beispielsweise von Zürich nach Rotterdam. Das Lagergeschäft hingegen bestand darin, dass die Firma Waren auf Lager hielt, die auf Abruf geliefert werden konnten. Die Burkhardt-Jundt-Chauffeure fuhren Destinationen in Frankreich und Belgien an, fuhren nach Hamburg und ab und zu auch nach Italien. Doch die meisten Transporte fanden innerhalb der Schweiz statt, häufig ins Tessin. Sechzig Jahre lang arbeiten die beiden Brüder zusammen auf dem Dreispitz. In den besten Jahren fuhren bis zu zwanzig Lastwagen für das Unternehmen, zuletzt sind sie noch zu zweit im Betrieb. 2018 verkaufen sie die Firma samt Gebäude.

Violette Figini-Burkhardt
Violette Figini-Burkhardt mit den drei Kindern Carlo, Sergio und Manuela.