Verwaltung

Ein Beitrag von lic.iur. Sandra Metz
Mitarbeiterin Chief Digital Officer der Kantonalen Verwaltung Basel-Stadt

Die Digitalisierung spielt in der kantonalen Verwaltung von Basel-Stadt eine wichtige Rolle. In allen Departementen werden Digitalisierungsprojekte mit Hochdruck umgesetzt. Die Dienst­leistungen der kantonalen Verwaltung sollen zu jeder Zeit und auch auf mobilen Geräten ver­fügbar sein. Der Dialog zwischen Bürger : innen und Behörden wird durch die Digitalisierung und die dadurch entstehenden Möglichkeiten einfacher, nachhaltiger und kundenorientierter.

Die digitale Transformation ist ein fortlaufender, komplexer Prozess, der Zeit braucht. Dabei macht der technische Aspekt nur einen Teil einer Digitalisierung aus. Mindestens ebenso wichtig ist der Aspekt der Transformation, der Wandel von Werten, Normen und Verhaltensweisen.

Der Umgang mit digitalen Dienstleistungen und Prozessen setzt digitale Grundkenntnisse im Umgang mit den elektronischen Medien voraus. Diese Kompetenz ist nicht bei allen Mitgliedern der Gesellschaft gleichermassen vorhanden. Sei es, weil der Wille zur Anwendung der elektronischen Mittel nicht gegeben ist, sei es wegen anderer Hinderungsgründe. Dadurch entsteht in der Gesellschaft eine digitale Kluft, die betroffenen Personen die Teilnahme an alltäglichen Handlungen und die Wahrnehmung ihrer Interessen und Verpflichtungen verunmöglicht oder diese erschwert.

Dem trägt der Kanton Basel-Stadt Rechnung, indem er neben den technischen Innovationen zur Digitalisierung auch Offline-Angebote beibehält oder Unterstützungsangebote für die Nutzung digitaler Dienstleistungen bereitstellt.

Digitalisierung im Kanton Basel-Stadt

Im Legislaturplan 2021 – 2025 vom September 2021 ( www.bs.ch/legislaturplan ) erklärte der Regierungsrat Basel-Stadt unter anderem die Digitalisierung zum Schwerpunktthema und beschloss die Gründung der Geschäftsstelle digitale Verwaltung sowie die Schaffung der Stelle des Chief Digital Officer ( CDO ). 2022 genehmigte der Regierungsrat eine umfassende Digitalstrategie ( digital-basel.ch ). Durch das Vorantreiben der digitalen Transformation soll im Kanton Basel-Stadt der Service public gestärkt und eine nachhaltige Kantonsentwicklung im Sinne einer Smart City erreicht werden.

Die in der Digitalstrategie erarbeiteten Grundsätze haben zum Ziel, die Lebensqualität in Basel-Stadt für alle Bevölkerungsgruppen zu steigern, die Standortattraktivität und die Wettbewerbsfähigkeit des Kantons zu stärken, natürliche Ressourcen zu schonen sowie den kundenfreundlichen Service public auszubauen. Dabei werden auch die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen, Sprachbarrieren oder geringem Einkommen in die Planung und Umsetzung von Innovationen einbezogen.

Zudem postuliert die Digitalstrategie « Digital first – aber nicht digital only ». Der erste Teil dieses Grundsatzes, « Digital first », begründet die Verpflichtung, die bestehenden Prozesse nicht einfach elektronisch zu übersetzen, sondern unter Berücksichtigung der digitalen Technologien und Anwendungen von Grund auf neu zu denken. Der zweite Teil, « aber nicht digital only », bedeutet wiederum, die digitale Transformation so umzusetzen, dass weiterhin adäquate Zugänge und Hilfsangebote für all jene verbleiben oder geschaffen werden, welche die digitalen Lösungen nicht nutzen können oder möchten.

Massnahmen für eine inkludierende ­Digitalisierung

Barrierefreie Kommunikation

Für die Nutzung digitaler Hilfsmittel und das Verstehen von Informationen bringen Menschen unterschiedliche Voraussetzungen mit. Dabei spielen beispielsweise Behinderungen oder mangelnde Sprachkenntnisse eine Rolle. Eine Grundvoraussetzung für die Nutzung der Angebote der Verwaltung ist eine barrierefreie Kommunikation ( ADIS 2024 ). Die Fachstelle Behindertenrechte des Kantons hat in Zusammenarbeit mit Anspruchsgruppen und den Gemeinden eine neue Themenseite auf die kantonale Website aufgeschaltet ( www.bs.ch/pd/gleichstellung-und-diversitaet/rechte-von-menschen-mit-behinderungen/barrierefreie-kommunikation, Stand 28.08.2024 ). Diese neue Seite vermittelt Wissen zum Thema barrierefreie Kommunikation, gibt praktische Tipps und Best-Practice-Beispiele und stellt Hilfsmittel wie verschiedene Anleitungen, Vorlagen oder Leitlinien zur Verfügung. Auch leitet die Themenseite zum Aktionsplan für barrierefreie Kommunikation ( www.bs.ch/pd/gleichstellung-und-diversitaet/rechte-von-menschen-mit-behinderungen/barrierefreie-kommunikation/aktionsplan-barrierefreie-kommunikation, Stand 27.11.2024 ). Dieser läuft offiziell seit dem 1. Januar 2025 und soll in den kommenden vier Jahren schrittweise umgesetzt werden. Die Themenseite zur barrierefreien Kommunikation wird laufend erweitert, damit möglichst für alle Situationen eine passende Lösung gefunden werden kann.

ePortal

Das kantonale ePortal ( eportal.egov.bs.ch, Stand 01.2025 ), Herzstück des Service public, ist somit bereit, stetig weitere Dienstleistungen aus den Departementen und Fachstellen barrierefrei in sein Angebot aufzunehmen. Zur Unterstützung im Fall von Schwierigkeiten bei der Registrierung oder anderen Bedienungsunsicherheiten wurde eine Supportstelle eingerichtet, die schriftlich über ein Kontaktformular oder telefonisch kontaktiert werden kann. Auch bietet ein HelpPoint nach Terminvereinbarung persönliche Unterstützung an.

Kundenpanel

Zentrale Anliegen sind dem Kanton Basel-Stadt die Kundenzufriedenheit und das Angebot bedürfnisorientierter Dienstleistungen. Um dieses Angebot zu verbessern, werden die bestehenden Dienstleistungen kontinuierlich hinterfragt. Für direkte Rückmeldungen aus der Bevölkerung speziell geeignet ist das Kundenpanel, mit dem Umfragen zur Kundenzufriedenheit durchgeführt werden können. Die auf diese Weise erhaltenen Anregungen aller Bevölkerungsgruppen dienen der Optimierung von kantonalen Dienstleistungen. Auch die Bedürfnisse oder Verbesserungswürdigkeit von inkludierenden Angeboten werden mithilfe eines Kundenpanels sichtbar und ermöglichen kundenorientierte Massnahmen zur Überwindung der digitalen Kluft. Die Durchführung von Kundenzufriedenheits-Umfragen ist ab Spätsommer 2025 geplant.

Kantonale Website www.bs.ch

Ein wichtiger Schritt zur Verbesserung des Zugangs zu elektronisch verfügbaren Informationen und die Nutzung von digitalen Angeboten ist die neue Website des Kantons ( www.bs.ch, Stand 01.2025 ). Diese wurde Ende August 2024 live geschaltet. Die Website des Kantons Basel-Stadt wurde unter Berücksichtigung der vom Eidgenössischen Departement des Innern, Geschäftsstelle E-Accessibility Bund ( www.edi.admin.ch/edi/de/home/fachstellen/ebgb/digitale_inklusion_und_dienstleistungen/geschaeftsstelle_bund.html, Stand 12.07.2023 ) vorgeschriebenen E-Accessibility Standards eCH0059 des Vereins eCH komplett erneuert ( www.ech.ch, Stand 25.06.2020 ). Die mit dem « Splash Award » prämierte Website verfügt über eine nutzerfreundliche Struktur, es wurde auf eine verständliche Sprache und eine gute Such-Funktion geachtet.

KI-unterstützte Anwendungen

« Alva » ist ein experimenteller digitaler Assistent der kantonalen Website www.bs.ch. Das System ist darauf trainiert, gemäss Stichwortanalyse der Fragen und den korrespondierenden Inhalten der Website Auskünfte über die kantonale Verwaltung zu geben. Das Angebot solcher immer besser trainierten Chatbots wird gesamtkantonal in verschiedenen Bereichen laufend erweitert. Weitere KI-unterstützte Dienstleistungen werden im Bereich Übersetzung möglich. So kann der Mehrwert des Service public durch sogenannte Transkriptionstools erhöht werden, indem diese Übersetzungen von Webinhalten, Merkblättern oder Formularen in verschiedenen Sprachen bereitstellen. Dadurch können Kundenanfragen effizienter bearbeitet und eine Sprachbarriere abgebaut werden. Solche Anwendungen ermöglichen es auch, komplexere Formulierungen in eine einfachere Sprache zu übersetzen und so gewisse Unterlagen für die ganze Bevölkerung verständlich zu machen.

Umgang mit digitaler Technik als Teil des Lehrplans

Etabliert ist das Heranführen der Schüler : innen an die digitale Technik bereits in der Primarschule. Auf das Erlernen eines verantwortungsbewussten Umgangs wird seitens der Volksschulen grosser Wert gelegt. Ab der 5. Klasse der Primarschule erhalten die Schülerinnen und Schüler ein persönliches Tablet ( www.bs.ch/ed/volksschulen/edubs-book, Stand 19.08.2024 ). Für Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen und Benachteiligungen koordiniert die zuständige Fachstelle der Volksschulen die Ausstattung mit allenfalls weiteren spezifischen oder angepassten Geräten, die teilweise auch direkt durch die Invalidenversicherung finanziert werden. Insbesondere im Hinblick auf die integrative Schule werden auch neue Lernmethoden unter Einbezug digitaler Technologien angestrebt, um die Lernerfahrung für alle Schülerinnen und Schüler zu optimieren.

Auch Erwachsene können von verschiedenen Stellen angebotene Kurse besuchen, um ihre digitalen Fähigkeiten zu verbessern oder Basiskenntnisse zu erlangen.

Persönliche Unterstützung vor Ort für digitale Tools

Im Bereich der Sozialhilfe haben die Kundinnen und Kunden neu die Möglichkeit, die notwendigen administrativen Schritte direkt an Computerterminals im Eingangsbereich zu erledigen. Mithilfe persönlicher Unterstützung durch Mitarbeitende des Amtes können sie ihre Anträge und Unterlagen direkt vor Ort selber elektronisch einreichen. Auch in anderen Bereichen gibt es persönliche Beratung bei der Nutzung digitaler Angebote : zum Beispiel bei der Registrierung für den Behörden-Login AGOV oder bei der Nutzung der Steuersoftware BalTax Online. In den Help Points ( www.bs.ch/baltax-helppoint, Stand 29.01.2025 ) wird vor Ort eine persönliche Hilfestellung angeboten und einzelne Anliegen wie die AGOV-Registrierung oder das Hochladen von Steuerbelegen Schritt für Schritt erklärt.

Fazit

Die digitale Transformation hat im Kanton Basel-Stadt einen hohen Stellenwert. Wichtig ist dem Kanton aber auch, dass hilfreiche analoge Angebote erhalten bleiben und Unterstützungsangebote für die Nutzung digitaler Tools existieren. Der Prozess der digitalen Transformation bietet viele Chancen, die nicht nur die technischen Innovationen zu einer Verbesserung des Service public betreffen, sondern auch die Gelegenheit bieten, das bisherige Bewusstsein für Inklusion im Bereich der Digitalisierung zu schärfen. Letztlich sollen alle Bevölkerungsgruppen ein sich laufend optimierendes, barrierefreies Dienstleistungsangebot nutzen können. So kann der Kanton einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, die digitale Kluft zu verkleinern und eine inkludierende Gesellschaft zu fördern.

Literaturhinweise

ADIS – Allianz Digitale Inklusion Schweiz-ADIS, Fachtagung « E-Accessibility » vom 21. November 2024 www.edi.admin.ch/edi/de/home/fachstellen/ebgb/digitale_inklusion_und_dienstleistungen/fachttagungendesebgb/tagung_e-access_24.html