Portraits

Ein Beitrag von Mena Kost
mit Illustrationen von Monika Rohner

Ein Email-Konto einrichten ? Sich online bewerben ? Oder Begleitung beim Schreiben eines ­Briefes ? Die Angebote des Basler Internetcafés Planet13 sind kostenlos und stehen allen offen. Wir haben uns im Computerkurs für Anfänger:innen umgeschaut und nachgefragt, vor welchen Herausforderungen und Schranken Menschen ohne Zugang zur digi­talen Welt stehen.

« Ohne Computerkenntnisse hast du hier ­keine Chance »

Eden Ghebremicael (32) ist erst seit vier Jahren in der Schweiz. Trotzdem spricht die gebürtige Eritreerin bereits fliessend Deutsch. Den Computerkurs im Internetcafé Planet13 besucht sie, damit sie sich besser um einen Job, eine grössere Wohnung und ihre drei jüngeren Brüder kümmern kann.

« Jetzt gerade ist mein Leben ziemlich kompliziert. Aber alles, was ich lerne, macht es einfacher. Deshalb möch­te ich so viel wie möglich lernen : Emails und Bewerbungen schreiben, recherchieren, E-Banking machen, Stiftungen anschreiben und so weiter. Aber das ist nicht einfach, alles kostet Geld. Wer neu in die Schweiz kommt, darf kostenlos einen Intensiv-Deutschkurs besuchen. Das ist sehr gut. Noch besser wäre es, wenn man zusätzlich einen Intensiv-Computerkurs besuchen könnte. In der Schweiz braucht man dieses Wissen, sonst hat man hier keine Chance.

Ein Beispiel : Vor zwei Jahren ist einer meiner jüngeren Brüder zu mir in die Schweiz gekommen. Er ist behindert und ich muss mich um ihn kümmern. Dafür müsste ich eigentlich viele Dinge recherchieren : Gibt es hier Schulen für Menschen wie ihn ? Welche Betreuungsmöglichkeiten gibt es ? Welche Stiftungen könnten ihn unterstützen ? Und so weiter. Aber dazu brauche ich mehr Wissen über das Internet.

In Eritrea habe ich das nicht gelernt. Niemand von meinen Bekannten hat das. Auch bei meiner Ausbildung zur Krankenschwester, die ich mit einem Diplom abgeschlossen habe, lief alles analog ab. Soll heissen : mit Papier und Stift. Ich habe in Eritrea vier Jahre in einem Spital gearbeitet, auf unterschiedlichen Abteilungen. Mein Diplom habe ich in die Schweiz mitgebracht, aber leider ist meine Ausbildung hier nicht anerkannt. Dabei dürfte ich unterdessen arbeiten und würde das auch sehr gerne tun. Wenn ich mir etwas wünschen könnte, würde ich am liebsten im Kinderspital arbeiten.

Um einen Job zu finden, muss ich jedoch Bewerbungen schreiben können. Wenn ich Hilfe brauche oder etwas ausdrucken möchte, komme ich ins Internetcafé Planet13. Bevor ich dieses Lokal kannte, war es schwieriger. Kontakt zu anderen Menschen aus Eritrea habe ich eigentlich nur in der Kirche, wo wir uns ein- oder zweimal die Woche zum Beten treffen. Aber die Leute dort können mir auch nicht weiterhelfen – wir haben alle das gleiche Problem mit dem Internet : Wir hatten das in Eritrea einfach nicht.

Wenn alles klappt, kommen bald auch meine beiden jüngsten Brüder zu mir in die Schweiz. Weil sie erst 14 und 16 Jahre alt sind, können sie hier noch zur Schule gehen. Das ist sehr gut, so können sie lernen, wie man mit dem Computer umgeht. Das Internet ist der Zugang zur Welt. Wer weiss, vielleicht kann ich sie in ein paar Jahren um Hilfe bitten, wenn ich etwas nicht verstehe.

Aber vorerst habe ich viel Verantwortung zu tragen und muss mich um meine drei Brüder kümmern. Meine Mutter ist schon gestorben und wo mein Vater ist, wissen wir nicht. Er war im Militär, aber wir haben keine Nachricht und wissen nicht, ob er noch lebt. Für meine Brüder bin ich deshalb wie eine Mutter.

Manchmal fehlt mir mein Leben in Eritrea schon, es war trotz allem weniger kompliziert. Aber ich kann nicht zurück. Ich möchte mir hier ein neues Leben aufbauen und so viel lernen, wie es nur geht. Zum Beispiel, wie man Tickets im Internet kauft. Das habe ich noch nie gemacht und darauf freue ich mich schon. Jetzt gerade kann ich natürlich nicht reisen, das ist mir schon klar. Aber irgendwann geht das vielleicht. »

Illustration Arbeit von Monika Rohner

« Hauptsache, mein Kopf wird aktiviert »

Maria Pinheiro (68) hat sich vor kurzem ihren ersten eigenen Laptop gekauft. Nun möchte sie lernen, wie er funktioniert – damit sie ohne Hilfe Emails schreiben und ihren verschiedenen Interessen nachgehen kann.

« Was ich mir schon immer gewünscht habe, ist ein Laptop. Und das, obwohl die neue Technik für mich nicht einfach ist. Es ist anders als bei den Jungen, die damit aufgewachsen sind. Früher, als ich noch gearbeitet habe und mit der Post irgendein Formular gekommen ist, haben mein Mann und ich gemeinsam versucht, es zu verstehen. Manchmal sind wir uns dabei vorgekommen wie Kinder. Heute bin ich zwar pensioniert und muss nicht mehr arbeiten. Aber was die digitale Welt angeht, sage ich mir : Es ist noch nicht zu spät !

Bei uns zu Hause haben wir Internet. Früher hatten wir auch einen Computer, aber als unsere Tochter ausgezogen ist, haben wir ihn ihr mitgegeben. Eine Weile bin ich jeweils ins Internetcafé Planet13 gegangen, wenn ich etwas im Internet nachschauen wollte. Nun habe ich mir einen eigenen Laptop gekauft. Der Laptop ist sehr gut für mich, ich habe nämlich viele Interessen : Ich reise gerne, kaufe gerne Tickets, schaue nach Angeboten. Wenn ich ein Produkt haben möchte, kann ich es im Internet suchen. Das gefällt mir. Aber um Dinge zu bestellen, ist meine Kompetenz noch ungenügend. Da habe ich Angst, etwas falsch zu machen.

Ich kann schon einiges mit dem Laptop machen, zum Beispiel kann ich ihn öffnen und starten. Auch eine Email habe ich schon zu schreiben versucht. Aber das war schwierig, etwas mit dem Passwort hat nicht geklappt. Ausserdem habe ich Tickets auf die Kapverden gesucht. Die Kapverden sind meine Heimat, ich stamme von dort. Meine Familie hat auf Santo Antão Gemüse angebaut, und so hatten wir stets genug zu essen. Ja, ich hatte eine gute Kindheit. Aber es war schon immer mein Wunsch, die Welt zu sehen. Also bin ich mit 19 nach Lissabon gegangen und später dann weiter in die Schweiz. Heute leben meine Eltern nicht mehr, aber Geschwister habe ich noch. Mit ihnen kommuniziere ich vor allem über SMS.

Wenn ich ein Problem mit meinem Handy habe, frage ich meine Tochter, ob sie mir helfen kann. Als ich mein erstes Mobiltelefon hatte, bin ich oft am Abend im Bett gelegen und habe mir den Kopf darüber zerbrochen, wie etwas funktioniert. Ich hatte Angst, dass ich etwas kaputt mache, wenn ich dieses oder jenes einstelle. Seit kurzem hat mein Mann ebenfalls ein Mobiltelefon, und nun muss ich ihm damit helfen. Aber ich habe einiges vergessen und muss wieder trainieren. Ich habe meinen Mann gefragt, ob er nicht auch in den Computerkurs im Planet13 kommen wolle. Aber er wird bald 80 und hat gemeint, dass die Technik ihm nicht mehr in den Kopf gehe. ‹ Lerne es für uns beide ›, hat er ge­sagt. Natürlich wäre es nicht schlecht, wenn ich einen Einzelkurs besuchen könnte. Aber das ist viel zu teuer. Im Planet13 sind wir etwa zehn Personen. Hier lerne ich schon auch etwas, einfach langsamer. Hauptsache, mein Kopf wird aktiviert !

Wenn ich etwas nicht haben kann, dann akzeptiere ich das. So habe ich mein ganzes Leben gelebt. Ich fühle mich nicht benachteiligt, weil ich dieses oder jenes nicht besitzen kann. Aber zu wissen, wie die Dinge funktionieren – diesen Wunsch habe ich schon. Es sind eigentlich nur Kleinigkeiten, die ich verstehen will. Doch sie helfen mir dabei, den Kopf zu heben und in die Welt hinauszuschauen. »

Illustration Wohnen von Monika Rohner

« Viele haben keine Ahnung, was es bedeutet, digital benachteiligt zu sein »

Christoph Ditzler (69) ist Gründungsmitglied des Internetcafés Planet13, wo er seit rund 18 Jahren ehrenamtlich arbeitet. Unter anderem leitet er den kostenlosen Computerkurs für Anfänger : innen, den die Portraitierten besuchen. Ditzler weiss : Ob man Anschluss hat an die digitale Welt, ist eine Geld- und eine Bildungsfrage.

« Ich war schon immer ein Computerfreak – und ein politischer Mensch. Das ist mir wichtig. Klar kann man über die Dinge reden, ich wollte aber immer auch handeln. Als wir im Jahr 2004 die Idee für ein Internetcafé für Armutsbetroffene entwickelten, besass ich nichts ausser einem uralten Desktop-Computer. Zusammen mit einem Freund habe ich als Betroffener an einer Armutskonferenz teilgenommen. Dort haben wir eine Frau kennengelernt, die bis zu ihrer Kündigung mit Computern gearbeitet hatte, und als sie dann zur Sozialhilfe kam, hatte sie plötzlich nichts mehr. Sie ist zu uns gekommen und hat gefragt : ‹Habt ihr vielleicht einen alten Computer für mich?› Wir hatten keinen. Stattdessen haben wir ihr aus drei alten Schrottcomputern einen neuen zusammengebaut.

Aus dieser Begegnung heraus sind zahlreiche Gespräche entstanden – und weil es viele Menschen gibt, die keinen Zugang zum Internet haben, beschlossen wir, das Internetcafé Planet13 zu gründen. Die Menschen, die zu uns kommen, haben noch immer die gleichen Bedürfnisse wie damals. Hauptsächlich brauchen sie Unterstützung beim Schreiben von Bewerbungen, beim Versenden von Emails, beim Formatieren von Dokumenten und so weiter. Viele haben keine eigenen Geräte, oder sie wissen nicht, wie man sie bedient.

Die Art der Unterstützung, die wir leisten, hat sich also nicht verändert. Ihre Bedeutung jedoch schon. Alle digitalen Geräte sind heute noch viel präsenter als damals. Man braucht für fast alles den Computer. Wir nennen das die ‹digitale Diktatur›. Das ist keine positive Entwicklung. Zum Beispiel bezahlt man jetzt zwei Franken, wenn man eine Rechnung analog mit dem Einzahlungsschein begleichen möchte. Dabei sind es ja gerade jene Menschen, die ohnehin wenig Geld haben, die das noch so machen. Und das ist nur ein Beispiel von vielen. Auch die günstigen Spartickets der SBB gibt es nur online – und so weiter.

Trotzdem haben wir vom Planet13 nicht den Ansatz, alle Leute an die Geräte zu bringen. Nein, wir sind unbedingt dafür, dass es auch in Zukunft sowohl analoge als auch digitale Möglichkeiten für alle geben muss. Denn es wird immer Menschen geben, die keinen Zugang zur digitalen Welt haben. Ob man Anschluss hat an die digitale Welt, ist eine Geld- und eine Bildungsfrage. Wenn wir die analogen Möglichkeiten immer weiter einschränken, grenzen wir also all jene aus, die sowieso schon benachteiligt sind.

Zudem ist es eine Frage der Demokratie, ob man den Menschen Wahlmöglichkeiten lässt. Es muss verschiedene Wege geben, das darf nicht weggefegt werden. Der digitale Zugang ist deshalb ein hochpolitisches Thema. Nicht nur innerhalb unserer Gesellschaft, auch global betrachtet : Salopp gesagt führt das Internet um Afrika herum und geht direkt nach Amerika. Es gibt auf der Welt noch immer Millionen von Menschen ohne Zugang zu den Informationen im Netz.

Jene, die im digitalen Bereich alle Möglichkeiten haben und mit den Geräten umzugehen wissen, können sich oft gar nicht vorstellen, was es bedeutet, wenn man das alles nicht kann. Dafür ist überhaupt kein Bewusstsein vorhanden. Aber wenn man ihnen die Geräte abstellen würde, würden sie durchdrehen. »

Illustration Mobilität von Monika Rohner

« Wenn ich lerne, geht es mir gut »

Sara Goitom (41) würde am liebsten nicht nur einmal, sondern gleich zweimal die Woche in den Computerkurs für Anfänger : innen gehen. Denn Sara Goitom hat viele Pläne : unter anderem ein eigenes Zimmer für ihre 16-jährige Tochter.

« Viele Dinge machen mir Angst. Zum Beispiel, dass ich nicht mit dem Computer und dem Internet umgehen kann. Also möchte ich es unbedingt lernen, auch für die Arbeit. Ich bin in der Reinigungsbranche tätig und putze bei Privatpersonen. Wenn ich von einem Arbeitgeber eine Email erhalte, kann ich nicht zurückschreiben, weil ich nicht weiss, wie es geht. Für mich ist Schreiben sowieso schwierig. Im Sudan, wo ich aufgewachsen bin, bin ich nie zur Schule gegangen. Trotzdem würde ich das mit dem Schreiben irgendwie hinkriegen. Blöder ist, dass ich nicht weiss, wo auf dem Computer ich drücken muss.

Bisher habe ich immer jemanden um Hilfe gebeten, wenn ich eine Email beantworten wollte. Aber ich möchte unabhängig sein und nicht immer ‹ bitte, bitte › sagen. Es macht mir grosse Freude, wenn ich etwas alleine kann. Wenn ich lerne, geht es mir gut. Deshalb bin ich auch hier im Computerkurs, jede Woche einmal. Noch besser fände ich es, wenn der Kurs an zwei Abenden statt­finden würde. Dann könnte ich schneller lernen.

Meine Tochter freut sich sehr darüber, dass ich den Kurs besuche. Sie hofft, dass wir so eine grössere Wohnung finden. Bisher teilen wir uns ein Zimmer, aber nun ist sie 16 und hätte gerne ein eigenes. Sie sagt, dass sie dann besser Freundinnen mit nach Hause bringen könne. Aber ohne Internetkenntnisse ist es beinahe unmöglich, eine neue Wohnung zu finden.

Seit einer Weile besitze ich ein Smartphone, mit dem ich hauptsächlich telefoniere. Aber in Zukunft möchte ich damit auch Emails schreiben und googeln – etwa nachsehen, wo eine Wohnung genau liegt. Das zweite Gerät, das wir besitzen, ist ein Laptop. Meine Tochter hat ihn von jemandem geschenkt bekommen. Aber sie braucht ihn nur selten, denn meiner Tochter geht es zurzeit nicht gut. Sie war deswegen vier Monate in der Klinik, und jetzt ist sie während der Woche in einer betreuten Unterkunft. Nur am Wochenende ist sie bei mir zu Hause. Natürlich mache ich mir grosse Sorgen um sie. Sie hat in ihrem Leben schon viel erlebt. Sie war fünf Jahre alt, als wir wegen des Krieges aus dem Sudan nach Europa geflüchtet sind.

Ich denke, es macht einen riesigen Unterschied, ob man versteht, wie das Internet funktioniert oder nicht : Wer sich nicht auskennt, hat überall Nachteile. Ich zum Beispiel möchte gerne eine zusätzliche Arbeitsstelle suchen, um mehr Geld zu verdienen. Jemand hat mir gesagt, dass es im Internet viele Angebote geben würde, aber ich weiss nicht, wie ich sie finde. Ausserdem bezahle ich meine Rechnungen noch immer auf der Post, weil ich nicht weiss, wie Online-Banking funktioniert. Dabei könnte ich damit Geld sparen. Und wenn ich schon dabei bin : Ich würde auch sehr gerne lernen, wie man im Internet Musik hören kann.

Wenn ich Tram oder Bus fahre, schauen alle Menschen um mich herum auf ihre Handys. Ich kann das noch nicht. Also schaue ich auf einen der grossen Bildschirme, die im öffentlichen Verkehr angebracht sind, und versuche zu lesen, was dort steht. Das ist ja auch etwas ! Aber wenn ich dann mit dem Internet umgehen kann, werde ich schon sehr stolz auf mich sein. »

Illustration Beziehung von Monika Rohner

« Mit dem Internet geht alles zack-zack »

Seit Dragutin Hrnjak (70) ein eigenes Mobiltelefon hat, eröffnen sich ihm neue Welten. Den Internetkurs im Internetcafé Planet13 besucht er, um digital noch fitter zu werden – und um Kontakte zu knüpfen.

« Mein erstes Mobiltelefon habe ich im Jahr 2019 gekauft. Meine Frau hatte schon früher eines, aber ich nicht. Wenn ich etwas wissen wollte, habe ich einfach sie gefragt. Damals war mir noch nicht bewusst, was man auf einem Smartphone alles machen kann. Heute könnte ich darauf nicht mehr verzichten! 

Das Telefon brauche ich vor allem, um Informationen im Internet zu suchen. Wenn ich eine Zeitung lese oder fernsehe, kann ich parallel dazu etwas auf dem Handy recherchieren und so meine Informationen erweitern. Das gefällt mir. Zum Beispiel lese ich in der Zeitung etwas über die Wahlen im deutschen Thüringen und kann sofort nachschauen, wo dieses Thüringen genau liegt. Oder ich will wissen, seit wann es in der Schweiz einen Bundesrat gibt. Mit dem Internet geht das zack-zack : 1848! So bin ich immer informiert. Auch die Foto-Funktion des Telefons finde ich sehr interessant. Nur muss ich noch abklären, ob ich die Bilder irgendwie herunterladen kann. Ich habe viele Bilder von meiner Enkelin darauf, die ich auf keinen Fall verlieren möchte.

In die Schweiz gekommen bin ich im Jahr 1974, mit 21 Jahren. Ich bin im heutigen Kroatien auf einem Bauernhof aufgewachsen. Wir waren fünf Kinder und meine Eltern haben Wein und Schnaps produziert. Als meine Mutter die Gelegenheit dazu hatte, ist sie in die Schweiz gegangen, um hier zu arbeiten. Mein Vater ist auf dem Hof geblieben. Nachdem ich den Militärdienst und eine Lehre absolviert hatte, bin ich ebenfalls in die Schweiz gekommen. Hier habe ich über vierzig Jahre als Chemielaborant gearbeitet. Weil Stellen abgebaut wurden, musste ich dann schon mit 64 in Rente gehen, obwohl ich lieber noch ein Jahr länger gearbeitet hätte. Seit ich pensioniert bin, habe ich mehr Zeit als früher. Auf den Computerkurs im Planet13 bin ich über den Aushang im Schaufenster aufmerksam geworden. Ich habe mich im Lokal danach erkundigt und mich gleich angemeldet. Das Niveau des Kurses ist eigentlich zu tief für mich, ich kann schon recht viel. Aber ich konnte trotzdem profitieren. Zum Beispiel habe ich jetzt eine zweite Email-Adresse.

Wenn ich mich verabrede, etwa mit meiner Tochter und meiner Enkelin, mache ich das per SMS. So habe ich alles schriftlich und kann noch nachschauen, um welche Zeit sie genau kommen. Viele ältere Menschen haben es versäumt, sich rechtzeitig ein Mobiltelefon zu kaufen. Ich habe einen Onkel, der 88 Jahre alt ist. Er hat die digitale Entwicklung verpasst : kein Computer, kein Internet, kein Mobiltelefon – nur ein Festnetztelefon hat er. Das geht schon auch. Aber nur, weil seine Bank noch eine Filiale hat, wo er hingehen kann, wenn er Rechnungen bezahlen muss. Aber es ist alles viel aufwendiger, wenn man kein Internet hat. Im Netz ist ausserdem vieles günstiger, man sieht gute Angebote. Deshalb kaufe ich die Tickets für meinen Onkel, wenn er welche braucht. Ich habe immer wieder versucht, ihn von einem Mobiltelefon zu überzeugen. Auch weil er über das Haustelefon lange mit seiner Freundin telefoniert, was teuer ist. Aber er kann sich nicht mehr umstellen, dieser Zug ist für ihn abgefahren.

Ich selber brauche auch manchmal Hilfe, zum Beispiel mit meinem Handy. Es sind Kleinigkeiten, aber ich stehe trotzdem an, wenn mir niemand zeigt, wie es geht. Hilfe zu finden ist schwierig, die Jungen haben keine Zeit. Komm morgen oder übermorgen, sagen sie. Meine Tochter möchte ich lieber nicht um Hilfe bitten : Sie hat ein Kind, einen Mann, eine Arbeit – sie ist beschäftigt ! Deshalb gehe ich mit meinen Fragen zur GGG. Dort gibt es eine kostenlose Beratungsstelle, wo man mir auch geholfen hat, mein Telefon einzurichten, als ich es neu gekauft hatte. Diese Stelle kann ich wirklich jedem empfehlen ! »

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