Medienmitteilung 04.04.2019

(K)ein Daheim? – Studie zur Obdachlosigkeit in Basel-Stadt und Engagement der Christoph Merian Stiftung

Wie viele Menschen sind in der Schweiz obdachlos oder wohnungslos? Und weshalb? Eine Studie der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW im Auftrag der Christoph Merian Stiftung (CMS) liefert erstmals Informationen zum tatsächlichen Ausmass und den Hintergründen von Obdach- und Wohnungslosigkeit in Basel-Stadt. Die CMS-Publikation «(K)ein Daheim?» ist ein Leitfaden für alle interessierten Personen und Institutionen und zeigt auf, wie sich die CMS in diesem Bereich engagieren möchte.

Obdachlosigkeit wurde in der Schweiz bisher von der Wissenschaft weitgehend vernachlässigt. Zahlen zum Ausmass und den Hintergründen von Obdach- und Wohnungslosigkeit fehlten. Über die Lebenswelt und die Bedarfslage von Obdachlosen ist wenig bekannt. Das bestehende Hilfssystem kann nicht auf alle Problemstellungen reagieren. Ein Diskurs in Politik und Öffentlichkeit ist notwendig.

Die CMS hat deshalb die Hochschule für Soziale Arbeit FHNW unter der Leitung von Prof. Dr. Matthias Drilling und Prof. Dr. Jörg Dittmann mit einer Studie betraut. Als Datengrundlagen für ihre Studie «Obdachlosigkeit, Wohnungslosigkeit und prekäres Wohnen. Ausmass, Profil und Bedarf in der Region Basel» dienten eine Befragung von Betroffenen und Fachleuten, eine Zählung zum Ausmass von Obdachlosigkeit sowie Analysen von Statistiken. Auf der Grundlage der FHNW-Studie hat die CMS die wichtigsten Erkenntnisse in der Publikation «(K)ein Daheim? Studie zur Obdachlosigkeit in Basel-Stadt und Engagement der Christoph Merian Stiftung» zusammengefasst und daraus Handlungsfelder für die CMS abgeleitet.

Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit in Basel-Stadt
Die Studie zeigt: In Basel sind rund 100 Menschen obdachlos. Etwa 50 Personen schlafen draussen, weitere 50 Personen in Notunterkünften (48 davon in der kantonalen Notschlafstelle, zwei in Moscheen oder Kirchen). Rund 200 Personen haben keine eigene Wohnung. Sie schlafen in Notwohnungen der Sozialhilfe, weitere kommen bei Bekannten unter und halten sich tagsüber in verschiedenen Einrichtungen der Obdachlosenhilfe und/oder im öffentlichen Raum auf. Einige verfügen über einen Mietvertrag, kämpfen aber mit prekären, gesundheitsschädigenden Wohnsituationen. Andere finden schlicht keine günstige Wohnung auf dem Wohnungsmarkt.
Waren früher vor allem arbeitslose und/oder drogensüchtige Menschen obdach- oder wohnungslos, suchen heute vermehrt Menschen mit psychischen Problemen, Arbeitssuchende aus Zentral- und Osteuropa, Sans-Papiers und Asylsuchende die Hilfseinrichtungen auf.
Die Studienresultate zeigen: Obdachlosigkeit erfordert eine Gesamtbetrachtung, welche Wohnungslosigkeit, prekäres Wohnen, Lebenswelt und Bedarfslagen von Betroffenen berücksichtigt. Gefordert sind Wissenschaft, Politik, Praxisorganisationen, Öffentlichkeit und die Betroffenen selbst.

Die CMS sieht dringenden Handlungsbedarf in der baselstädtischen Wohn- und Sozialpolitik. Sie fordert eine Gesamtstrategie unter der Federführung des Kantons und unter Einbezug der verschiedenen Akteure der Obdachlosen- und Wohnhilfe. Ausserdem überprüft sie ihr eigenes Liegenschaftsportfolio, erarbeitet finanzielle Hilfestellungen, um Armutsbetroffenen den Zugang zu Wohnraum zu ermöglichen. Sie unterstützt professionelle Schnittstellen zwischen Mietenden und Liegenschaftsverwaltungen. Zusätzlich bietet sie finanzielle Unterstützung zur Verbesserung der Infrastruktur in bereits bestehenden Angeboten. Sie sorgt dafür, dass die medizinische Ersthilfe für diese Menschen zugänglicher wird. Ihr bisheriges Engagement für Menschen in existentiellen Notlagen führt die CMS weiter.


Weitere Auskünfte
Elisabeth Pestalozzi, Leiterin Kommunikation, CMS, Telefon 061 226 33 38
Prof. Dr. Matthias Drilling, Hochschule für Soziale Arbeit FHNW, Telefon 061 228 59 12

Link zur Studie